Zu den folgenden Themen kannst du während des Hackathons diskutieren:
- Awareness
- Crewstrukturen
- Diverse Stellenbesetzung
- Festivalgelände
- Festival vorbei – was jetzt?
- Öffentlichkeitsarbeit
- Rechtliche Handlungsoptionen
- Security
- Technische Lösungen
- Verantwortliches Miteinander
Eine kurze Beschreibung der einzelnen Bereiche findest du hier:
Awareness
‘Awareness’ – Achtsamkeit bzw. das Bewusstsein für einen respektvollen Umgang sich selbst und anderen gegenüber – ist seit ein paar Jahren ein stetig wachsender Bereich in der Veranstaltungs- und Festivalplanung. Wie schaffen wir es, dass sich bei einer Veranstaltung alle wohl fühlen können? Wie müssen die Strukturen verändert werden, damit diskriminierendem und rücksichtslosem Verhalten auf unseren Festivals der Raum genommen wird? Zahlreiche Festivals haben bereits eigene Awareness-Konzepte entwickelt. Wie sind die bisherigen Erfahrungen mit den bereits bestehenden Konzepten? Was funktioniert gut, was sollte noch verbessert werden? Gibt es bereits Strategien oder Ideen, wie gegen ‘Spy Cams’ (wie zum Beispiel auf den Festivals Monis Rache und Fusion) vorgegangen werden könnte? Gemeinsam mit euch möchten wir überlegen, welche Herausforderungen in der Awareness-Arbeit liegen, was gute Ansätze für eine intersektionale Awareness-Arbeit auf Festivals sind und wie wir es schaffen können, dass die Sorge-Arbeit nicht wie so oft an FLINTA* hängen bleibt.
Crewstrukturen
Bei Festivals geht es meist darum, ausgelassen zu sein und eine schöne Zeit mit Freund:innen und co. zu haben – doch hinter den Kulissen geht es meist stressig zu. Dass es auch intern zu Übergriffen, Diskriminierung und anderen unangenehmen Situationen kommen kann, wird im Trubel der Festivalplanung häufig vergessen oder verdrängt. Das Bekanntwerden von veröffentlichten ‘Spannervideos’ lässt vermehrt den Blick auf das Festival-Team richten. Der Themenbereich ‘Crewstrukturen’ widmet sich darum unter anderem folgenden Fragen: Was, wenn Täter:innen aus dem eigenen Arbeitsumfeld kommen? Müssen übergriffige Personen aus der Crew ausgeschlossen werden oder gibt es Wege Fälle gemeinsam aufzuarbeiten? Wie können Fälle intern aufarbeitet werden, ohne dass dabei Täter:innen gedeckt und geschützt werden? Wie kann eine angenehme Crew-Atmosphäre geschaffen werden, in der sich alle Mitarbeiter:innen wohl fühlen können? Wie können Crews präventiv gegen Sexismus und sexualisierte Gewalt wirken? Wie kann auch rassistischen oder anderen menschenverachtenden Diskriminierungsformen innerhalb der Crew entgegengewirkt werden? Wie können Crews eine gemeinsame Grundhaltung leben?
Diverse Stellenbesetzung
Auf Festivals beobachten wir häufig eine an Geschlechterrollen geknüpfte Stellenbesetzung. Das bedeutet, Technik-Bereiche wie Licht, Ton oder andere Bühnentechnik werden häufig von cis Männern betreut; Care-Jobs wie Essen, Hygiene oder Dekoration sind häufig von weiblichen Personen besetzt. Auch beim Line-Up sieht die Repräsentation von verschiedenen Geschlechtern oder BIPoC oftmals noch erschreckend eintönig aus. Bei der Entlohnung der verschiedenen Tätigkeiten spiegelt sich die Problematik ebenfalls wieder. Beim Themenbereich ‘Diverse Stellenbesetzung’ kann diskutiert werden, wie Diversität nicht nur ein Aushängeschild in der Stellenbesetzung sein kann. Wie sieht es aus mit den eigenen Privilegien? Wie können auch beispielsweise von einem Geschlecht dominierte Bereiche für andere zugänglich gemacht werden? Wie können wir handlungsfähig sein und ein Bewusstsein dafür schaffen, welche Rolle Kategorien wie Race, Gender, Class auch innerhalb der Besetzung spielen?
Festivalgelände
Konzepte für Veranstaltungssicherheit können Festivals den nötigen Rahmen geben, um für das Publikum ein möglichst sicheres und angenehmes Erlebnis zu gestalten. Auch der Aufbau, die Infrastruktur und die Gestaltung des Geländes können sich positiv auf die Besucher:innen und die Mitarbeiter:innen auswirken. Sicherheitskonzepte sind dafür ein wichtiges Tool für Veranstalter:innen, um sich für verschiedene Fälle vor Ort zu wappnen, aber nicht alles lässt sich eins zu eins von der Theorie in die Praxis umsetzen. Wie können Veranstalter:innen Fälle von Sexismus und sexualisierter Gewalt durch Werkzeuge der Veranstaltungssicherheit eindämmen? Wie kann die Infrastruktur und die Gestaltung des Festivalgeländes dazu beitragen, Sexismus und Übergriffe zu verhindern? Wie kann durch den Aufbau und die Gestaltung des Festivalgeländes eine positive Stimmung für alle erzeugt werden? Sind die nötigen Tools schon vorhanden oder müssen erst noch neue Grundlagen entwickelt werden? Wie können neue Grundlagen und Richtlinien erarbeitet werden? Welche Orte können auf dem Gelände geschaffen werden, die für Betroffene unterstützend wirken? Unter anderem diesen Fragen widmet sich der Themenbereich ‘Festivalgelände’.
Festival vorbei – was jetzt?
Wenn Sonntag die Musik ausgeht und die Besucher:innen nach Hause fahren, endet ebenfalls die Arbeit und Betreuung durch Awareness-Teams – sofern es auf dem Festivals überhaupt eines gab. Wie geht es jedoch weiter, wenn eine Person auf dem Festival sexualisierte Gewalt oder Diskriminierung erfahren hat oder Übergriffe erst später bekannt werden? Wie könnte Unterstützungsarbeit aussehen und wer ist für diese verantwortlich? Wie können derartige Fälle nach außen kommuniziert werden? Reicht eine öffentliche Stellungnahme überhaupt aus? Die Erfahrungen des letzten Jahres im Zusammenhang mit den Übergriffen auf dem Festival Monis Rache haben auf jeden Fall Folgendes gezeigt: Auch Festivals mit Awareness-Team haben oft keine Antwort darauf, wie mit Übergriffen nach Festivals umgegangen und wie eine bessere Kommunikation mit Betroffenen gestaltet werden kann. Wie könnte ein guter Umgang von Festivals aussehen? Und welche Optionen bieten sich Betroffenen? Dieser Themenbereich widmet sich allen Fragen rund um erlebte Diskriminierungen und Übergriffe im Kontext der zeitlichen Dimension nach dem Festival.
Öffentlichkeitsarbeit
Auf den Webseiten und Social-Media-Auftritten vieler Festivals springen uns direkt bunte Bilder ins Auge, die Lust auf ein schönes Wochenende machen sollen. Manchmal spiegelt die optische Aufmachung Stereotype wider, diskriminiert Personengruppen oder schließt diese aus. Verwendete Sprache wie Bilder – und damit auch Werbung oder die öffentliche (Selbst-)Darstellung von Festivals – sind mit gesellschaftlichen Machtverhältnisse verwoben. Bilder und Sprache können diese Verhältnisse reproduzieren, hervorbringen und verfestigen. Die Auseinandersetzung mit dieser Problematik eröffnet unter anderem folgende Fragen: Wie kann diskriminierungssensible Kommunikation und Werbung aussehen? Wie treten Festivals in der Öffentlichkeit auf – welche Sprache und welche Bilder werden verwendet und welche Stimmung wird dabei erzeugt? Wer wird hier angesprochen oder ausgeschlossen? Inwiefern ergibt es Sinn, eigene (politische) Ansprache oder ein Awareness-Konzept nach außen hin darzustellen und wie kann so etwas umgesetzt werden? Der Themenbereich ‘Öffentlichkeitsarbeit’ widmet sich diesen Fragen und allem, was Du darüber hinaus noch wichtig findest in Hinblick auf den Bereich Kommunikation.
Rechtliche Handlungsoptionen
Die rechtliche Einordnung von Sexismus und sexualisierter Gewalt ist oft eine Herausforderung. Fehlende rechtliche Grundlagen, Unkenntnis und mangelnde Sensibilität bei verschiedenen Akteur:innen und insbesondere Strafverfolgungsbehörden machen es häufig schwer, sich mit den juristischen Gepflogenheiten rund um das Themenfeld auseinanderzusetzen. Vergangene Erfahrungen haben gezeigt, dass Strafverfahren sehr anstrengend bis hin zu retraumatisierend für die Betroffenen sein können. Wir wollen diskutieren, welche Möglichkeiten Festivals haben, sich vor Ort rechtlich abzusichern, zum Beispiel gegen unerwünschte Videoaufnahmen. Wie können Betroffene von sexualisierter Gewalt rechtlich unterstützt werden? Wie ist der rechtliche Umgang danach? Was sind rechtliche Möglichkeiten für den Umgang mit diesen Formen von Gewalt? Was ist wichtig für die Ermittlungen – z.B. Dokumentation von Verletzungen oder DNA-Spuren – oder für Strafverfahren? Unter anderem diesen Fragen kann sich der Themenbereich ‘Rechtliche Handlungsoptionen’ widmen.
Security
Security und Ordnungsdienste spielen auf Festivals eine große Rolle. Meist sind Security-Personen die Ersten, oder je nach Situation die Letzten, denen Festivalbesucher:innen begegnen. Sie sollen für reibungslose Abläufe und eine angenehme Stimmung auf dem Festivalgelände oder auch dem Zeltplatz sorgen. Manchmal arbeiten sie selbst mit Awareness-Prinzipien oder sprechen sich eng mit Awareness-Teams ab. Doch leider passiert auch manchmal das Gegenteil. Klischeehafte Vorstellungen von großen, breiten, einschüchternd wirkenden Typen decken sich noch oft genug mit der Realität. Nicht selten erfahren FLINTA* Sexismus und sexualisierte Gewalt durch die Security. Somit kann nicht ausgeschlossen werden, dass auch Personen, die eigentlich für Sicherheit sorgen sollen, diskriminierend auffallen und übergriffig handeln. Wie kann durch die Zusammenstellung des Teams, das Auftreten vor den Besucher:innen oder durch Handlungsstrategien eine bessere Atmosphäre für alle geschaffen werden? Wie kann auch ein Rausschmiss gelingen, ohne Übergriffe zu reproduzieren? Wie kann Security diskriminierungssensibel funktionieren? Wie kann Security machtkritisch aussehen?
Technische Lösungen
Mittels digitaler Medien oder etwa ‘Spy Cams’ können sich sexualisierte Übergriffe vom Offline ins Online verlegen. Diese Verschiebung stellt uns vor neue Herausforderungen bezüglich des Schutzes vor derartiger Gewalt, da Kameras heimlich und unbemerkt genutzt werden und die angefertigten Bilder leicht reproduzierbar und verbreitbar sind. Zusätzlich sind viele Teile des Internets bislang unzureichend kontrollierbar. Wie können wir Festivals sicher(er) vor sogenannten ‘Spy Cams’ machen? Was wäre nötig, damit FLINTA*s sich wohler in öffentlichen Räumen fühlen? Welche technischen Möglichkeiten gibt es, Bilder sexualisierter Gewalt aus dem Internet zu entfernen? Welche Zugänge zu präventiven, technischen Möglichkeiten gibt es sonst noch? Wie kann Technik hilfreich gegen Sexismus und sexualisierte Gewalt eingesetzt werden? Welche kreativen Lösungen können wir technisch und/oder digital umsetzen? Wie können FLINTA* ermutigt werden, technische Möglichkeiten im Kampf gegen Sexismus und sexualisierte Gewalt zu nutzen? Diese Fragen und alles, was mit Technik zu tun hat, kann hier diskutiert und erarbeitet werden.
Verantwortliches Miteinander
In unserer Gesellschaft, aber auch in kleineren Gruppenkontexten, werden Probleme oft individualisiert und wir sind weit entfernt von einer kollektiven Verantwortungsübernahme. Verantwortung wird oft auf Einzelpersonen verteilt; Konfliktbearbeitung zum Beispiel findet in der Regel in dafür vorgesehenen Strukturen statt und wird somit ausgelagert. Wir fragen uns, wie wir es schaffen können, dass sich auf Festivals nicht nur das Awareness-Team mit rücksichtslosem Verhalten auseinandersetzt, sondern wir alle an einem rücksichtsvollen Ambiente arbeiten. Welche strukturellen Veränderungen brauchen wir, damit sich die Stimmung auf dem Festival dahingehend verändert, dass ein Gemeinschaftsgefühl entsteht und sich alle für alle verantwortlich fühlen? Wie erreichen wir ein Miteinander, in dem sich alle Menschen wohlfühlen können, niemand ausgeschlossen wird und Machtmissbrauch entgegengewirkt wird? Was können wir von Konzepten wie ‘Community Accountability’ lernen? Hier darf auch ein Raum entstehen, die Frage zu diskutieren, wie die Verantwortung über das Wohlbefinden aller von FLINTA* an cis Männer abgegeben und so zwischen allen Geschlechtern gleich verteilt werden kann.
Bei Kritik oder Anregungen kontaktier uns gerne über die Kontakt-Seite oder per Email: kontakt@hacksexism.de.