Über uns

Illustration: Julika Prantner-Weber

Wir die Initiative My Body Is Not Your Porn (MBINYP) – haben uns im Frühjahr 2020 in Reaktion auf das Bekanntwerden der Fälle sexualisierter Gewalt auf dem Festival Monis Rache gegründet. Aktuell sind wir acht Frauen aus Hamburg und Berlin, die sich hierarchiearm als Kollektiv organisieren. Wir engagieren uns öffentlichkeitswirksam gegen sexualisierte Gewalt und Sexismus und für sichere(re) Räume online und offline, nicht zuletzt auch auf Festivals. Das bedeutet für uns unter anderem, auf Missstände aufmerksam zu machen und ein Bewusstsein für diese Themen zu schaffen.

[Inhaltswarnung: Im nächsten Abschnitt folgen explizite Schilderungen von Sexismus und sexualisierter Gewalt.]

Anfang des Jahres 2020 wurde bekannt, dass auf dem Festival Monis Rache ein Mitarbeiter 2016 und 2018 heimlich Kameras auf Dixie-Toiletten installierte. Die Aufnahmen von Personen mit Vulva (vom Täter als Frauen gelesen) wurden anschließend ohne das Wissen geschweige denn das Einverständnisder betroffenen Personen auf Porno-Websites veröffentlicht und verkauft. Diese bildbasierte, digitale sexualisierte Gewalt stellt keineswegs einen Einzelfall dar, wie ähnliche Fälle auf dem Festival Fusion belegen. Hier wurden heimlich Aufnahmen von als Frauen gelesenen Personen während des Duschens angefertigt und veröffentlicht. Viele von uns, der Initiative MBINYP, haben die Festivals Monis Rache und Fusion in den vergangenen Jahren besucht und gehören somit zu dem sehr großen Kreis an potenziell Betroffenen.

Theoretisch können alle Menschen Betroffene (digitaler) sexualisierter Gewalt werden – und doch trifft es überproportional oft FLINTA* (Frauen, Lesben, Inter, Nichtbinäre, Trans und Asexuelle). Dies ist kein Zufall, sondern liegt an den in unserer Gesellschaft vorherrschenden Machtverhältnissen und patriarchalen Strukturen, die FLINTA* strukturell diskriminieren und immer wieder Übergriffe jeglicher Art fördern. Sexualisierte Übergriffe durchversteckte Kameras sind dabei nur Teil der Spitze des Eisbergs von Sexismus und sexualisierter Gewalt, die wir FLINTA* in verschiedensten Formen und Ausprägungen nicht nur in unserem Alltag, sondern auch auf Festivals, erleben. Ob die Rollenverteilung bei Technik und Versorgung, beim Line-Up, das unterschiedliche Gefühl von Sicherheit, sexistisch-diskriminierende Kommentare oder die fremde Hand auf dem Po – all das ist geprägt von patriarchalen Strukturen, die nicht an den Zäunen eines Festivals halt machen.

Wie können diese Strukturen aufgebrochen werden? Wie können wir es zumindest auf Festivals schaffen, Sexismus und sexualisierter Gewalt entgegenzuwirken? Diese Fragen haben wir von MBINYP uns im Frühjahr 2020 gestellt, nachdem wir von den Fällen beim Monis Rache Festival erfahren hatten. Uns ist bewusst geworden, dass nur wenige Festivals überhaupt über Konzepte verfügen, die (den Umgang mit) Sexismus und sexualisierter Gewalt thematisieren. Wir wollen nicht nur den Finger in die Wunde legen, sondern aktiv etwas verändern. Und da sich die festivalfreie Zeit bestens dafür anbietet, haben wir einen gemeinsamen Prozess begonnen.

Die Idee des Social Hackathons war geboren. Hier wollen wir bereits existierendes Wissen zusammentragen, Kompetenzen bündeln und gemeinsam Lösungsansätze erarbeiten. Wir schaffen eine Plattform für Vernetzung und Austauschzwischen Betroffenen, Interessierten und Organisator:innenaus dem Festival- und Veranstaltungskontext, damit sämtliche Anliegen im Lösungsfindungsprozess berücksichtigt werden können.

Damit Sexismus und sexualisierte Gewalt nicht nur das Problem der Betroffenen bleibt, sondern alle Verantwortung übernehmen!